Eine Geschichte der Liebe und des Leidens

Hier wird es ein wenig weitläufig ... 

Kreon in Antigone (Baden-Baden 2011) - Foto Adi Bachinger

Jahresaufsteigend folgen alle Theaterproduktionen, an denen ich als Darsteller beteiligt war. Und versteckt meine persönliche Geschichte des Scheiterns. Hatte ich mir doch noch auf der Schauspielschule überlegt, wie ich das Theater erneuern und mit welchen Regiegrößen ich zusammenarbeiten würde. Doch die leisteten sich den Luxus, mich zu ignorieren, und ich begann bei der Badischen Landesbühne, fuhr jährlich 40.000 Kilometer mit dem Bus und spielte in Mehrzweckhallen in der Hälfte des Bühnenbilds, weil mehr der Requisiten nicht in den Bus passten. Mit der Zeit wurden die Bretter, die die Welt für mich bedeuten, größer. Es gab Engagements an vielen deutschen Bühnen und es gibt Erinnerungen, die ich nicht missen möchte. Heute, nachdem ich das Theater lange nur noch als Zuschauer besuche, habe ich richtig Lust, wieder auf anderen Seite zu stehen – wochenlang in einen Text zu tauchen, ihn verstehen und verinnerlichen, Tag für Tag mit dem Ensemble zu proben, Regieanweisungen zu interpretieren, Lampenfieber zu verspüren, Angst vor dem "Text ist weg" zu haben. Kurzum, ich möchte mich quälen, leiden und den Tag verfluchen, an dem ich beschloss, Schauspieler zu werden. Wozu das Ganze? Damit sich endlich der Vorhang öffne und ich in die gebannte Stille des Zuschauerraumes blicke.