Kostüme nähen oder Kostüme tragen
– das war hier die Frage

Bericht für eine Akademie (Baden-Baden 2002) - © Adi Bachinger

Nach der Schule war ich sicher: Kein Studium, ein Handwerk sollte es sein. Da sich meine Mutter hartnäckig weigerte, meine Lieblingsjeans ein weiteres Mal zu flicken, lag die Idee "Schneider" in der Luft. Und warum nicht am Theater, gab es doch schon zarte Versuche auf Studentenbühnen zu spielen und auch die Ausstattung zu machen. Vielleicht könnte ich später ja Kostüm- oder Bühnenbild studieren… Nach unzähligen gesehenen Vorstellungen von hinter und neben der Bühne – ich war auch Garderobier – dachte ich: Das will ich auch, und die Entscheidung eines befreundeten Schauspielers, ein Theater zu gründen, veranlasste mich mitzumachen. Nach ein paar Produktionen hatte ich das Gefühl, ich müsste mehr lernen von diesem Beruf und ich beschloss, mich auf einer (tatsächlich nur einer!) Schauspielschule zu bewerben. Es war Essen. Was für ein sagenhaftes Glück, sie nahmen mich.  

Der Schauspieler als junger Mann, cirka 1990

Ich hatte vier wunderbare Jahre Zeit zu lernen,

" Dass ich nicht mehr mit sauerm Schweiß
Zu sagen brauche, was ich nicht weiß;
Dass ich erkenne, was die Welt
Im Innersten zusammenhält,
Schau' alle Wirkenskraft und Samen,
Und tu' nicht mehr in Worten kramen."